Wer ich bin

Musik begleitet mich schon mein ganzes Leben lang: Wie kann es auch anders sein – als Tochter eines Sängers und Gitarristen, der selbst schon mit 19 Jahren mit seiner ersten Band auf der Bühne stand?

Ok – mit der Blockflöte – und später dann der Querflöte – hatte ich dann erst mal nicht so das klassische Rock-Instrument gelernt (obwohl Ian Anderson das sicher anders sieht!), aber doch auch schon Rock'n'Roll-Tendenzen. Man erzählt sich immer noch gern, wie ich im zarten Alter von 6 Jahren bereits meiner Mutter beim Üben die Blockflöte über den Kopf zog, weil sie immer "f" statt "fis" spielte!

Kein Wunder also, dass meine Eltern der Meinung waren, ich wäre in einem Musischen Gymnasium gut aufgehoben, wo ich als Zweitinstrument Klavier wählte. Und tatsächlich habe ich dort auch praktisch und theoretisch viel gelernt.

Aber: Leider habe ich mit der Zeit eine übermäßige Furcht vor Fehlern entwickelt, denn geschriebene Noten sind halt da, um so gespielt zu werden, wie sie da stehen und nicht anders. Wenn ich also in einem der zahlreichen Vorspiele einen Fehler gemacht habe, war das für mich keine Lappalie, sondern ein Weltuntergang!

Das hatte zur Folge, dass ich nach dem Abi die Flöte erst mal in eine Ecke gelegt habe und keine Lust mehr hatte, mich jemals wieder diesem Druck auszusetzen.

Warum ich dann dachte, es würde alles anders sein, wenn ich nur die Musikart von Klassischer Musik auf Jazz änderte, ist mir bis heute ein Rätsel. Was ich nämlich damit erreicht habe, war, dass ich nun nicht nur weiterhin mein Lampenfieber hatte, sondern zusätzlich nichts mehr, woran ich mich festhalten konnte, denn geschriebene Noten sind ja nicht nur eine Einschränkung, sondern gleichzeitig auch eine Sicherheit.

Ok, ich studierte also Jazz-Querflöte in Freiburg und lernte Einiges über das Improvisieren und Vieles darüber, was man in einer wunderschönen bunten Studentenstadt sonst so machen kann. ;-)

Nach dieser Episode stand ich wieder vor der Frage, wie es nun weiterginge. Es sollte immernoch etwas mit Musik sein (was sonst?), also gut: Musiklehrerin. Wieder so ein fauler Kompromiss. Aber den habe ich zumindest mal bis nach dem 1. Staatsexamen durchgezogen, um dann endgültig dem Vorspielen, das ja logischerweise auch im Lehramtstudium nicht ausbleibt, den Rücken zuzukehren. Es folgten also Jahre, in denen ich so gut wie keine Freude mehr an der Musik hatte. Kein Wunder! Jahrzehnte lang war sie für mich immer nur verbunden gewesen mit viel Anspannung und Angst.

Nur eine Sache hat damals wahrscheinlich verhindert, dass ich mich völlig von ihr abwende und das war der Posaunenchor. Ich lernte Posaune und das von Anfang an ohne Druck und ohne alleine vorspielen zu müssen, immer in der Gemeinschaft mit anderen – das war etwas ganz anderes, als alleine im Scheinwerferlicht auf einer Bühne zu stehen oder vor einer "Jugend musiziert"-Jury. Da hatte niemand große Ansprüche an mich - einschließlich mir selbst. So kann es also auch sein.

In dieser ruhigeren Situation war ich dann auch in der Lage, die Stimme in meinem Hinterkopf wahrnehmen zu können. Diese Stimme, die gesagt hat: Schreibe Lieder!

Und das habe ich getan. Mein erstes "Studio" bestand aus einem Aufnahmegerät, in das ich zu irgendwelchen illegal heruntergeladenen Samples hinein gesungen habe. Ich textete und probierte herum und war Feuer und Flamme! Ich fühlte mich völlig frei, denn hier gab es kein richtig und falsch mehr – hier war ICH diejenige, die entscheidet, welche Töne wohin gehören!

Bis heute hat sich mein Aufnahme-Equipment und auch die Art meiner Lieder ziemlich verändert, aber eines ist geblieben: Diese Freude am freien Ausdruck meiner Gedanken und Gefühle in Liedern!